Am Mi., 06.09.2023, also einen Tag nach Einschulung der 5. Klassen, sodass auch die neuen Mitglieder der Schulgemeinschaft teilnehmen konnten, bot die Leibnizschule in der Altbau-Turnhalle ihren alljährlichen multireligiösen Schuleingangsgottesdienst an, der sehr gut besucht war.
Lehrer*innen und Schüler*innen, die je einer der drei großen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam angehören, gestalteten den Gottesdienst gemeinsam.

Dabei kamen den Besuchern Gebete und andere Texte aus allen drei Religionen und auch nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Hebräisch und Arabisch samt deutschsprachiger Übersetzung und Einbettungz, zu Ohr.

Inhaltlich fokussierte man sich auf Avraham/Abraham/Ibrahim, der allen drei Religionen als Stammvater gilt.
Unter anderem stellten Schüler*innen im Rahmen des Gottesdienstes die Geschichte von Lots Trennung von Abraham dar, wie sie in 1. Mose 13 nachzulesen ist.

Die Gottesdienstbesucher wurden daraufhin gebeten, Abrahams Entscheidung zu bewerten, Lot die Wahl zu überlassen, wer welches Land nutzen dürfen solle, um sein Vieh zu weiden. Bei der Deutung der Legende folgte man dabei der Lesart, dass Abraham auf sein Recht als Älterer verzichtet und zur Konfliktvermeidung eine andere Lösung sucht, statt stur auf der Tradition zu beharren.
Diese Darstellung spiegelt die Bemühungen der Leibnizschule wider, Zwistigkeiten entgegenzutreten und sie vermeiden zu helfen, die auf Vorurteilen und Unterschieden bezüglich Herkunft, Nation, Ethnie (oder auch Geschlecht bzw. Gender) beruhen oder auf einer fundamentalustisch-chauvinistischen Auslegung religiöser Vorschriften oder Ideologien. Solche Unstimmigkeiten begegnen einem oft vor allem in den unteren Jahrgängen, insbesondere, wenn in den neu zusammengewürfelten fünften Klassen auf noch ungewohntem Terrain die Schüler*innen eine Sozialgemeinschaft erst neu entwickeln und austarieren müssen.
Die Bemühungen der Schulgemeinschaft, das alljährlich aufs Neue in den Griff zu bekommen, sind vielfältig und langfristig fruchtbar, spielen solche Konflikte doch von Jahrgangsstufe zu Jahrgangsstufe immer weniger und am Ende meist gar nicht mehr eine Rolle.
Eine weitere Spielszene, die ein fiktives Streitgespräch auf dem Schulhof präsentierte über die Frage, welche die beste bzw. richtige Religion sei, das dann von hinzukommenden Mitschüler*innen mit dem Verweis auf die verbindenden Gemeinsamkeiten geschlichtet wird, zielte in die gleiche Richtung.

Auch die mit Bedacht ausgewählten Gebete und Lieder, etwa Clemens Bittlingers „Aufstehn, aufeinander zugehn“, propagierten das friedliche Miteinander. Der Wunsch danach und das Bemühen darum waren damit unübersehbares Thema dieses Schuleingangsgottesdienstes, und über den Teilnehmern prangte unser Namenspatron Gottfried Wilhelm Leibniz, der ja auch auf der Außenwand der Neubausporthalle direkt neben dem Haupteingang der Leibnizschule mit seinem Ausdruck »Unitas in multitudine« (≙»Einheit in der Vielheit«) zitiert wird und damit ebenfalls auf die Diversität unserer Schulgemeinde verweist.
Der Wunsch nach Frieden, der, wie oben schon angedeutet, mit der Bildung einer Gemeinschaft und der Eingliederung in dieselbe eng verknüpft ist, wurde auch explizit in Gebetstexten und Liedern ausgesprochen und verwies dabei selbstverständlich zugleich über die Schulgemeinschaft hinaus auf aktuelle kriegerische Konflikte etwa in der Ukraine und anderswo (auf die unser Schulseelsorger Herr Pfarrer Oelkers gemeinsam mit der SV bereits im vergangenen Jahr mit Gedenkveranstaltungen reagiert hatte und die uns im Unterricht selbstverständlich immer wieder in jeweils aktueller Form beschäftigen).
Mit der Hoffnung auf ein gemeinschaftliches Miteinander und in diesem Geiste eines Strebens nach Harmonie und Frieden trotz aller Konflikte auf der Welt sollte der Schulgottesdienst die Anwesenden für das beginnende Schuljahr 2023/24 einstimmen, und dem heiteren Klima unter den Besuchern war anzumerken, dass das gelungen ist und sie mit Freude und Hoffnung dem neuen Schuljahr entgegensehen.
(Text & Bild samt red. Bearb.: Blu)
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