Am Mo., 06.11.2023 rief die Leibnizschule je einmal im Altbau und einmal im Neubau zu einer Gedenkminute auf, die jeweils durch Ansprachen von Schulleiter Herrn Dombrowski, zwei Schüler*innen der SV und Schulseelsorger Pfarrer Oelkers eingeleitet wurde.

Durch die zweifache Ausrichtung in beiden Gebäuden wurde der größte Teil der Schulgemeinde erreicht, wie auch die Bilder eindrucksvoll zeigen.

Gedenkminute auf dem Altbau-Gelände für die Opfer im Nahostkonflikt 2023

Verbunden wurde die Veranstaltung mit einer von der SV in Abstimmung mit der Schulleitung organisierten Spendenaktion, deren Erlös Hilfsorganisationen auf beiden Seiten des jüngst durch den Überfall der Hamas auf Israel stärker angeheizten Nahost-Konflikts zugutekommen soll.

Man hörte und merkte den Redner*innen ihre Betroffenheit und Unsicherheit an, man spürte, wie sehr sie darauf bedacht waren, in ihren Appellen an das Mitgefühl für die Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in der Ukraine und in anderen aktuellen Konflikten die richtigen Worte zu finden, um in der emotional aufgeladenen Situation niemanden vor den Kopf zu stoßen und so für den Austausch miteinander zu verlieren.

Klar ist, dass die Schule sich zunächst grundsätzlich den völkerrechtswidrig angegriffenen Staaten Ukraine und Israel solidarisch verbunden fühlt, darüber hinaus ist aber vor allem im Nahost-Konflikt vieles leider gar nicht so klar in einer Siutuation, in der jede Meldung aus den Kriegsgebieten mit Vorsicht zu genießen ist, weil – wie viele ernstzunehmende Medien immer wieder betonen – sie sich nicht unabhängig überprüfen lassen.

Was aber unzweifelhaft klar ist, ist und bleibt, dass diese und andere kriegerische Auseinandersetzungen unfassbares menschliches Leid zur Folge haben – und dessen wurde in dieser Veranstaltung, die nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im letzten Jahr leider schon fast eine “traurige Tradition” geworden ist, wie Schulpfarrer Oelkers erwähnt, gedacht.

Im Folgenden werden die Reden im Wortlaut wiedergegeben. Sie sprechen dabei für sich.

 

Hörbar bewegt bereitet Schulleiter Christoph Dombrowski mit seiner eröffnenden Ansprache die Gedenkminute vor.

Eröffnungsansprache von Schulleiter Christoph Dombrowski
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe weiteren Mitglieder der Schulgemeinde,

wir stehen hier, um der Opfer des derzeitigen Konflikts zu gedenken, der am 7. Oktober durch den terroristischen Angriff der Hamas in Israel auf Menschen, die unter anderem auch gerade ein Begegnungsfestival feierten, seinen Ausgangspunkt hatte.

Seitdem wird in unserem Land, in Offenbach und auch an unserer Schule über diesen Konflikt diskutiert, sachlich — und natürlich auch emotional.

Alle, die hier leben, sind verpflichtet, dabei jede Form des Rassismus zurückzuweisen, insbesondere den Antisemitismus.
Dies hat mit grundsätzlichen moralischen Werten, mit der Geschichte Deutschlands und mit den Werten des Grundgesetzes zu tun.
Dessen oberster Satz lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Setzen wir uns deshalb auch hier in der Leibnizschule dafür ein, Rassismus und Antisemitismus keinen Raum zu geben, gerade auch, wenn wir über den Konflikt im Nahen Osten diskutieren!

Sorgen wir heute aber auch mit dafür, dass es für den Gazastreifen Lieferungen mit allen notwendigen Hilfsgütern geben kann. [Hier verweist Herr Dombrowski auf die von der SV organisierte Spendenaktion.]

Das ist meine Bitte als Schulleiter an Euch und Sie heute Morgen.

Rede im Namen der Schülervertretung (SV) von Minahil Malik mit Luca Vijea

Mit wohlüberlegten Worten macht im Namen der SV Minahil Malik gemeinsam mit Luca Vijea klar, dass im Fokus das Leid der zivilen Opfer, egal, auf welcher Seite, steht.

Liebe Schulgemeinde!

Wir stehen heute vor euch, um über einen der wohl komplexesten und langwierigsten Konflikte unserer Zeit zu sprechen — den Nahostkonflikt — einen Konflikt, der uns alle angeht.

Als SV legen wir den Fokus auf die unschuldigen Zivilisten im Gazastreifen und in Isreal, die in diesem Konflikt leiden.

Der Nahostkonflikt hat eine lange Geschichte, die auf politischen, religiösen und historischen Spannungen beruht.
Sowohl Isrealis als auch Palästinenser haben das Recht auf ein sicheres und friedliches Leben.

Dennoch ist es ein Schmerz, der schwer in Worte zufassen ist, wenn wir hören, dass immer noch unschuldige Zivilisten Opfer dieses Konfliktes werden. Es sind schließlich Menschen wie du und ich, die aber von ihren Familien entirssen werden, ihre Häuser verlieren und den Konflikt ertragen müssen. Es sind Kinder, die in einer Welt aufwachsen, die von Gewalt und Angst geprägt ist. Ja, Kinder, Frauen, Männer — sie sind alle betroffen, und ihr Leid und ihre Verluste dürfen nicht vergessen werden.

Wir wollen nicht tatenlos zusehen, Wir wollen einen Unterschied machen.
Deshalb haben wir für den Nahosten eine Spendenaktion organisiert, um den Opfern bei ihrer größten Not zu helfen und das Geld an drei ausgewählten NGOs weiterzuleiten.

Die gesammelten Spenden werden im Gazastreifen an Unicef weitergeleitet, eine Organisation, die sich um die Versorgung von Kindern und Familien kümmert. Zudem unterstützen wir Ärzte ohne Grenzen, die sich um die dringend benötigte medizinische Versorgung vor Ort kümmern. Auch in Israel werden unsere Spenden einer psychologischen Einrichtung, Safe Heart, zugutekommen, die sich um traumatisierte Israelis kümmert.

Jeder Beitrag, den wir leisten, egal ob klein oder groß, wird einen Unterschied im Leben dieser Menschen machen.
Jeder Beitrag ist ein Akt der Solidarität und der Menschlichkeit.
Jeder Beitrag setzt ein Zeichen, dass wir als Schulgemeinschaft hinter den Opfern stehen.
Jeder Beitrag zeigt, dass wir nicht tatenlos bleiben, wenn wir das Leid der unschuldigen Zivilisten sehen.

Wir appellieren an euch alle, sich aktiv bei der Spendenaktion zu beteiligen. Lasst uns gemeinsam handeln und einen Beitrag leisten. Nur gemeinsam können wir einen kleinen, aber bedeutsamen Schritt im Leben dieser Menschen machen.

Lasst uns gemeinsam heute eine Schweigeminute innehalten, um der unschuldigen Menschen des Nahostkonflikts zu gedenken, die inmitten von Gewalt und Unsicherheit ihr Leben verloren haben oder bis heute leiden.

Schulpfarrer Oelkers entnimmt einem Gebet Franz von Assisis ein Plädoyer für Pazifismus

Andacht von Schulpfarrer Hans-Günther Oelkers
Der Krieg im Nahen Osten ist eine von mehreren
kriegerischen Auseinandersetzungen in unserer Welt.
Nach wie vor gibt es den Krieg, mit dem die russische Regierung vor fast zwei Jahren die Menschen in der Ukraine überzogen hat. Zu Beginn des Krieges in der Ukraine haben wir regelmäßig Gedenkminuten abgehalten.
Daran knüpfen wir heute an und gedenken aller Menschen, die derzeit Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen sind.Dabei vergegenwärtigen wir uns auch, dass es unsere Pflicht ist, mit anderen Menschen respektvoll und friedlich zusammenzuleben — auch und gerade im Alltag unserer Schule in den Gesprächen, die wir in den Klassenzimmern miteinander führen, und in der Art und Weise, wie wir uns täglich begegnen!In der christlichen Tradition, der ich verbunden bin, hat das, worauf es dabei ankommt, einer mit einfachen und klaren Worten vor vielen hundert Jahren ausgedrückt. Das war Franz von Assisi. Seine Worte sind eine Bitte an Gott. ——— Auch wer den Gottesglauben nicht teilt,
kann seinen Worten Werte entnehmen,
die Menschen nicht spalten, sondern verbinden.
Seine Bitte lautet so:„Gott, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens.
Dass ich Liebe übe, da wo man mich hasst;
dass ich verzeihe, da wo man mich beleidigt;
dass ich verbinde, da wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, da wo Irrtum herrscht;
dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel ist;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Dein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.“


Lasst uns nun aller Menschen gedenken,
die derzeit Opfer von Krieg und Gewalt sind, heute insbesondere der Menschen im Nahen Osten.
Dazu bitte ich für eine Minute um Ruhe und Konzentration.

[STILLES GEDENKEN]

Vielen Dank!

[…]

 

 

 

(Texte der Ansprachen; Do, Minahil Malik (SV, E1), Oel / Text & Bild sowie red. Bearb.: Blu)