Das für die Abiturprüfungen nicht nur dieses, sondern zumindest auch des kommenden Jahres relevante Werk „Corpus delicti“, das Juli Zeh zunächst für die Bühne entwickelte, dann in einen Roman überführte und zuletzt zusammen mit der Band Slut sogar noch in einer „Schallnovelle“ genannten Mischung aus Hörstück und Musik vertonte, wurde am 18. und 19. Mai vom Offenbacher Theaterprojekt t-raum als szenische Lesung in der Leibnizschule auf die Bühne gebracht.
Die Aufführungen waren gut besucht, das Interesse offenbar groß – und das nicht ohne Grund, denn die Schüler*innen müssen damit rechnen, dass dieses Werk in den mündlichen Deutsch-Abi-Prüfungen „drankommen“ kann.
Da war die szenische Lesung, die Verlauf und Gehalt des Werkes viel eindringlicher, als eine Selbstlektüre dies kann, wieder neu in Erinnerung rief.
Unter der Regie von Sarah C. Baumann präsentierten Elena Hahn (hauptsächlich die Rolle der Protagonistin Mia verkörpernd) und Frank Geisler (hauptsächlich ihrem Widerpart Heinrich Kramer stimmlichen und mimischen Ausdruck verleihend) den Text, der durch die Corona-Pandemie von der Realität längst zu weiten Teilen eingeholt worden ist.
Die Premiere dieses Stückes, das Probleme der Gesundheitspolitik zum Thema machte, bevor die Corona-Pandemie und die politischen Reaktionen darauf uns allen diese bewusst machte. hatte das Theater für Frühjahr 2020 angesetzt, dann wurde es vom Lockdown lange zurückgedrängt. Inzwischen wird es wieder gezeigt und konnte nun sogar als szenische Lesung in die Schule geholt werden. Wer einen Eindruck von der Präsenz erhalten will, die die Schauspieler des t-Raums schon bei einer „bloßen“ Lesung entfalten können, möge sich ein paar der Videos zu Gemüte führen, die der t-Raum auf seinem YouTube-Kanal präsentiert, mit dessen Eröffnung das Theater auf die lockdownbedingte Schließung ragierte. Sicherlich sind die Erfahrungen der letzten zwei Pandemie-Jahre in die Ausgestaltung der Textpräsentation eingeflossen, und sicherlich brachte auch das Publikum seine diesbezüglichen Erfahrungen in die Rezeption des Stückes ein.
Insofern war diese szenische Lesung eine sehr intensive Erfahrung, bei der dem Text eine Präsenz verliehen wurde, die ihn den Abiturienten sicherlich so frisch in den Körpfen erhalten wird, dass sie in ihren Prüfungen leicht werden darauf zurückgreifen können… 😉
(Bilder: Sf / Text: Blu)
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