Es war Ende August 2007. Die Entscheidung meiner Eltern, dass ich nach der Grundschule auf die Leibnizschule gehen werde, obwohl meine ganzen Freunde weiterhin in Dietzenbach zur Schule gehen würden, war längst gefallen; die Aufregung war groß – ich war dabei ein neues Kapitel meines Lebens zu beginnen. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Ich lernte neue Freunde kennen, begann mich immer mehr an die neue Umgebung zu gewöhnen und fühlte mich entgegen meiner ersten Erwartungen relativ schnell sehr wohl – auch, wenn ich als Teil eines G8-Jahrgangs ein bisschen zu kämpfen hatte und viel Zeit für die Schule aufwenden musste. Und wie so ziemlich jeder Schüler fragte ich mich oft genug, wann das alles endlich ein Ende habe. So nahm also alles seinen Lauf und ich dachte immer: „Wenn ich dann mal so groß bin, wie die jetzigen Abiturienten und endlich fertig bin…“. Und so zogen die Jahre an mir vorbei und plötzlich war ich eine der Abiturientinnen, eine der „Großen“, aber ich habe mich nicht wirklich größer gefühlt, auch wenn ich wusste, dass sich meine Schullaufbahn dem Ende zu neigte. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich seit Tag eins, an dem ich nicht mehr zur Schule gehen musste, regelmäßig gedacht habe „ich würde sofort zurück gehen – mir fehlt es einfach.“ Und aus genau diesem Grund habe ich es nach dem Abitur auch nicht direkt geschafft, mich von der Schule zu verabschieden. Ich begann in der Hausaufgabenbetreuung zu arbeiten – auch um die Zeit, bis zum Beginn eines neuen Kapitels zu überbrücken. Und wo kann man das besser, als in einer gewohnten Umgebung, die man beginnt, ein Stück weit zu vermissen, weil sie einen acht Jahre lang geprägt und begleitet hat.
Immer wieder schwelge ich mit meinen Freunden aus der Grundschule, die weiterhin in Dietzenbach zur Schule gegangen sind, in Erinnerungen; ich erzähle von Rückblicken an die Schulzeit auf der Leibnizschule, die Skifreizeit, die Englandfahrt, meine Schuljahre als Schul- und Jahrgangssprecherin sowie an die Phase, in der wir unser Abitur zelebrierten und bekomme regelmäßig die Antwort, dass es bei uns „einfach cooler“ war, dass Schule da wirklich Spaß machen kann. Und das kann ich nur bestätigen. Wir haben trotz des Zeitdrucks unter G8 eine Menge Spaß im Unterricht gehabt – unter uns Schülern, aber auch sehr oft unter Lehrern und Schülern -, mussten aber auch durch schwere Zeiten gehen, wie z.B. die Zusammenlegung der Klassen wegen zu geringer Schülerzahl. Das Auseinanderreißen der bestehenden Klassengemeinschaften war kein leichter Weg für die meisten von uns und es hat seine Zeit gedauert, bis sich alle daran gewöhnt haben. Aber wir haben das Beste daraus gemacht und auch das war wieder eine Veränderung, die viel Gutes mit sich brachte. Heute, fünf Jahre nach dem Abi, einem Auslandsaufenthalt, begonnenem Studium und inzwischen absolvierten Praxissemester bin ich immer noch der Meinung: ich würde jederzeit zurück zur Schule gehen. Liebend gerne schaue ich mir immer wieder unser Abi-Video an, welches mich an die Zeit erinnert und immer wieder freue ich mich, wenn ich wegen DSStücken meines ehemaligen Tutors oder einfach mal so auf einen kurzen Kaffee mit ehemaligen Lehrern zurück in die Schule kommen kann.
In meiner Rede bei unserer akademischen Feier verwies ich darauf, dass nach dem Abitur die Zeit sei, Fehler zu machen. Fehler zu machen, um zu wissen, was man nicht möchte, die Meinung zu ändern und wieder zu ändern und letztlich die Richtung einzuschlagen, die für uns die Richtige zu sein scheint; um dann nach ein paar Jahren die Frage, welchen Weg wir beruflich oder privat einschlagen wollen, anhand von Erfahrungen, die uns geprägt haben – ob positiv oder negativ -, beantworten zu können. In diesem Sinne kann ich nur jedem ans Herz legen, nach Möglichkeiten ins Ausland zu gehen, an den Herausforderungen zu wachsen, auf sich alleine gestellt zu sein und verschiedene Situationen zu meistern, um am Ende wieder ein Stück erwachsener nach Hause zu kommen; wieder ein Stück mehr die Richtung einzuschlagen, die man sich für sein Leben wünscht. Und wenn es beim ersten Anlauf des Studiums nicht das Richtige zu sein scheint, ist es okay, sich den kleinen Fehltritt einzugestehen und einen anderen Weg zu gehen. So habe ich auch zwei Anläufe gebraucht bis ich den Studiengang gefunden habe, in dem ich auf gehe und dessen Fächer mich wirklich interessieren. Aber jetzt habe ich den für mich richtigen Weg gefunden. Nicht zuletzt auch durch meine Zeit an der Leibnizschule, die einen großen positiven Teil dazu beigetragen hat. Also macht so viele Fehler wie Ihr könnt, um nicht raten zu müssen, sondern zu wissen, was Ihr möchtet bzw. nicht möchtet – es bringt Euch am Ende auf den richtigen Weg.
Luna Schminke
0 Comments
Leave A Comment