„Corpus delicti“ – Zum Anfassen nah
Vor dem Betreten des Raumes muss man sich die Hände desinfizieren. Schon immer, nicht erst „seit Corona“. Es macht aber die Aktualität des Stückes umso deutlicher:
In keiner fernen Zukunft, in 10, 20, 50 Jahren vielleicht. Eine Gesellschaft, in der alles optimiert und Krankheit weitestgehend ausgerottet ist. Das ganze gesellschaftliche System – Juli Zeh nennt es »Methode« – dient dem Wohl des Kollektivs. Ist das eine Utopie – oder eher eine Dystopie, wenn dieses Wohl nur mit totalitären Mitteln durchgesetzt werden kann? »Corpus Delicti« kommt in einer konzentrierten Form auf die Bühne der Box, reduziert auf die widerstreitenden Positionen des Texts: Einerseits das Pochen auf individuelle Lebensgestaltung – auch wenn dies Trauer und Leid einschließt – andererseits staatliches, repressives Handeln, das aber dem Wohl des Kollektivs verpflichtet ist. Auf wessen Seite stehen wir?
So die Ankündigung des Stückes auf der Seite des Schauspiels Frankfurt. Am 04.03. aber nicht in der Box, sondern in C.110 für die DS Kurse der Q2. Mit wenigen Requisiten und einer Darstellerin und einem Darsteller. Mit großer Intensität, Präsenz und Kraft und vielen kleinen, aber bedeutsamen Details, Gesten und Worten, die vom sehr aufmerksamen Publikum gesehen und gedeutet werden. Man kann sich dem Spiel nicht entziehen, ist auch sehr nahe dabei, spürt die Anstrengung und Körperlichkeit, fühlt mit.
Im anschließenden Gespräch mit den sehr sympathischen und offenen SchauspielschülerInnen geht es um die Probenzeit, einzelne Ideen, der Frage nach realistischem oder abstraktem Spiel, die körperliche Nähe, den „Beruf“ des Schauspielers und den Weg dorthin und vieles mehr. Einiges von dem, was wir gesehen haben, können wir mitnehmen als Anregung für den eigenen Probenprozess von „Das Experiment“ und „Jugend ohne Gott“. Im Juni in der Leibnizschule. Vielen Dank an das Team vom Schauspiel Frankfurt.
(Text/Fotos: Sim)
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