Mit dem Anschlag von Hanau am 19. Februar 2020 rückte der rechte Terror uns geographisch näher als bisher, obwohl dieses Ereignis nur ein Glied in einer ganzen Reihe von tatsächlich geschehenen oder glücklicherweise noch rechtzeitig verhinderten menschenverachtenden Untaten darstellt. Verhindern ließ es sich bedauerlicherweise offenbar nicht, es kam unerwartet, und das schürt Ängste.
Da freut es einen, von Schülern zu hören, dass sie dennoch nicht glauben, dass so etwas bei uns an der Schule geschehen kann. Sie erkennen an, dass man sich hier um ein tolerantes und aufgeschlossenes Miteinander bemüht und daran alle gemeinsam mitwirken. Natürlich gibt es hier und da Entgleisungen, aber sie sind selten und bleiben nicht unbeachtet, sondern es wird auf sie reagiert. Und dabei ziehen alle an einem Strang, bilden eine Gemeinschaft, stehen zusammen. Das ist unser Anspruch, der sich nicht zuletzt auch an dem an der Schulwand verewigten Leibniz-Zitat von der „unitas in multitudine“ ausdrückt, das für uns keine hohle Phrase darstellt.

Blumen und Kerzen vor dem Brüder-Grimm-Denkmal

Hanau nach der Tat: Die Opfer waren keine Fremden / Hanau steht zusammen

Vor dem Brüder-Grimm-Denkmal auf dem Marktplatz in Hanau findet sich zwischen all den Kerzen und Blumen, die Trauernde dort platziert haben, an zentraler Stelle ein Schild mit dem Hashtag #HanauStehtZusammen. Dass es das tut, haben die Hanauer schon wenige Stunden nach der Tat gezeigt, als bis zu 6000 Menschen dort zusammenkamen und unter anderem den Worten von Bundespräsident Steinmeier lauschten. Viele, die da waren, berichten, dass es angesichts der Vielzahl an Menschen, die dort vor Ort waren, merkwürdig still gewesen sei. Was dort passiert ist, macht erst einmal sprachlos. Man muss aber seine Stimme erheben. Und das tun viele seither, und immer mehr kommen hinzu. Dass selbst der Bundespräsident dies getan hat und extra nach Hanau kam, sollte demonstrieren, wie wichtig das ist und wie ernst man nehmen muss, dass es Menschen gibt, die andere ob ihrer Herkunft und/oder ihrer Überzeugungen geringschätzen, teilweise so sehr, dass sie bereit sind, sie zu töten.
Sie achten diejenigen, die sie ausgrenzen, nicht als Menschen, dabei ist das eigentlich Unmenschliche das, was jene Rassisten tun.
Dagegen muss man aufbegehren, ganz egal, aus welcher Ecke das kommt und wer solche Ansichten vertritt. In diesem Sinne steht nicht nur Hanau zusammen, sondern auch die Leibnizschule.
Tatsächlich demonstrieren wir das jeden einzelnen Tag in jeder einzelnen Unterrichtsstunde, in der unsere bunt gemischte Schüler*innen- und Lehrer*innenschaft zusammenkommt und gemeinsam auf eine Weise zusammenarbeitet, die ein freundliches tolerantes kooperatives Miteinander gestaltet.

Der Altbau der Leibnizschule mit Trauerbeflaggung (Deutschland und Hessen-Flagge jeweils mit Trauerflor)Anlässlich der Tat von Hanau demonstrierten und demonstrieren wir dieses Miteinander noch auf eine andere Weise, nämlich durch Trauerbeflaggung und durch eine schulweite Schweigeminute, die am Donnerstag, 27.02., stattfand, sowie durch ein Kondolenzbuch, dass seit Mittwoch, 26.02., in der Pausenhalle ausliegt und in das auch in der Folgewoche noch Schüler*innen und Lehrer*innen ihre Gedanken und Beileidsbekundungen eintragen können und das dann der Stadt Hanau übergeben werden soll.

Lasst uns dessen gedenken, was in Hanau geschehen ist, lasst uns all derer gedenken, die bei diesem Anschlag und anderen rassistischen Attentaten verletzt oder gar getötet wurden, und lasst uns nie vergessen, dass wir alle gemeinsam unablässig daran mitarbeiten müssen, dass Menschen, die solchen gedanklichen Verirrungen anhängen, dass sie andere Menschen nicht achten und ihnen zu schaden bereit sind, nicht unter dem Radar bleiben, sondern ihnen offen be- und entgegnet wird und man als Gemeinschaft stets klarmacht, dass so etwas nicht passieren darf!