Initiiert anlässlich des 300. Todestages von Gottfried Wilhelm Leibniz am 14.11.2016 konnten auch in diesem Jahr die Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsphase spannende Einblicke in aktuelle Forschung im Rahmen des Wissenschaftstages gewinnen. Ganz im Sinne des Projektes „Brückenschlagen“ der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt erlebten die Schülerinnen und Schüler Wissenschaft hautnah in der Schule.

So umriss der Virologe PD Dr. Martin Stürmer den aktuellen Stand der HIV-Forschung und zeigte auf, welche Möglichkeiten der Therapie zur Zeit bestehen und ging auch auf das Potenzial neuer Ansätze wie CRISPR-CAS ein. Gleichzeitig schuf er eine sehr offene Diskussionsatmosphäre, um über die Prävention mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen.

Der Apotheker und Mitarbeiter des Instituts für Pharmakologie und klinische Pharmazie, Christian Viel, referierte souverän-informativ über Morbus-Alzheimer, über den Verlauf dieser neurodegenerativen Erkrankung, die Diagnostik via CT/MRT, symptomatische und amyloid-gerichtete Therapien und präventive Maßnahmen.

Die spannendste aller Fragen, worin die Ursachen von Morbus Alzheimer liegen, konnte er den Schülerinnen und Schülern zu deren Leidwesen zwar nicht beantworten, wohl aber alle Anwesenden in den Bann der „heißen“ Spurensuche ziehen: Sind es Neurofibrillenbündel oder doch mitochondriale Dysfunktionen, die als Auslöser fungieren? Dass Forschung fasziniert, bewiesen allein die zahlreichen Fragen und Beiträge im sich anschließenden Kolloquium.

Prof. Dr. Jörg Stehle bereicherte den Wissenschaftstag durch seinen Vortrag „Die Uhr in unserem Kopf“ aus dem Bereich der Chronobiologie, dem Zweig der Biologie, der sich mit unserer „inneren Uhr“ befasst. Er brachte den Schülerinnen und Schülern auf anregende und interessante Weise bei, dass alle Menschen in Lerchen, den Frühaufstehern unter uns, und Eulen, den Langschläfern, eingeteilt werden können und dass diese Vorliebe sogar genetisch bedingt ist. Das Publikum erhielt nicht nur einen Einblick in die wissenschaftlichen Hintergründe der Zellbiologie, sondern erhielt auch Anregungen, wie man seine „innere Uhr“ täglich neu programmieren kann und bekam vor Augen geführt, welche gesundheitlichen Folgen entstehen können, wenn man sich seinem Schlafbedürfnis widersetzt.

Fast schon philosophisch führte Dr. Kathrin Göbel in ihre wissenschaftliche Arbeit am Institute for Applied Physics zur Entstehung der Elemente ein. Dabei zeigte die Astrophysikerin sehr anschaulich auf, wie sich ihr Arbeitsalltag als Wissenschaftlerin gestaltet. Sie umspann den Prozess von Versuchsplanung, -durchführung bis hin zur Auswertung der wissenschaftlichen Daten und band auch Videossequenzen von ihrem Arbeitsplatz am GSI in Darmstadt ein.

Erstmalig gelang es, auch den Bereich der Informatik in den Wissenschaftstag einzubinden. Dr. Karsten Tolle, der sich an der Uni Frankfurt als Leiter des Big Data Labs mit Neuronalen Netzen, Big Data und Machine Learning, kurzum mit künstlicher Intelligenz beschäftigt, demonstrierte seinen jungen Hörerinnen und Hörern anschaulich an seinem aktuellen Forschungsgegenstand, dass künftig keine wissenschaftliche Disziplin mehr ohne die Informatik auskommen wird. Bei den Schülerinnen und Schülern regte der Referent damit großes Interesse – auch über das referierte Thema hinaus – an. So umfasste das anschließende Gespräch bspw. Themen wie „Autonomes Fahren“, „Ethische und juristische Grundfragen im Zeitalter von KI“, „Interdisziplinarität von Theologie und Informatik“ oder „Neue Möglichkeiten durch Quantenrechner“. Herr Dr. Tolle widmete sich seinem jugendlichen Publikum mit Interesse, Fachexpertise und Witz und gestaltete damit einen sehr kurzweiligen, interaktiven Vortrag.

Die spannenden Ausführungen der Referenten an diesem Tag gaben nicht nur eine Vorstellung von der unglaublichen Vielseitigkeit wissenschaftlicher Arbeiten, sondern die Schülerinnen und Schüler gewannen bei alle Beiträgen wichtige Einblicke in die Arbeit als Wissenschaftler. Gleichzeitig bot der wissenschaftliche Diskurs mit den Dozenten die Möglichkeit schulisches Wissen zu vertiefen und machte neugierig, sich auch zukünftig mit Wissenschaft auseinander zu setzen. Der Tag war eine Bereicherung für alle Teilnehmenden und somit steht einer Neuauflage im Jahr 2020 nichts im Wege.

Allen Vortragenden und Herrn Gläsel vom Projekt „Brückenschlagen“ nochmals ein herzliches Dankeschön für ihr Engagement an der Leibnizschule, im Namen der ganzen Schulgemeinde.