Dialog unterschiedlichster Weltanschauungen im Rahmen des EP-Reli/Ethik-Projekts

Im Sinne nicht nur eines interkulturellen, auch nicht einmal nur eines interreligiösen Austausches, sondern einer Horizonterweiterung bezüglich des breiten Spektrums von Weltanschauungen haben auch in diesem Schuljahr wieder die SchülerInnen der EP religiöse Stätten besucht und in der Schule Gespräche mit verschiedenen Experten geführt.

Auch in diesem Jahr besuchten die Reli- und Ethik-Kurse eine Synagoge, einen buddhistischen Tempel, eine Kirche und eine Moschee (hier aufgeführt in historischer Chronologie). Vor Ort bereits hatten sie die Möglichkeit, mit Vertretern der jeweiligen Gemeinden und damit der jeweiligen Religionen zu sprechen, darüber, was für jene als Gläubige ihre Religion ausmacht.

Da aus organisatorischen Gründen leider nicht alle SchülerInnen alle Exkursionsorte aufsuchen konnten, tauschten sich die Gruppen anschließend im Unterricht über ihre Erfahrungen aus.

Der nächste Schritt waren dann in der Schule selbst durchgeführte Expertengespräche mit Möglichkeiten zur Diskussion. Hierbei gab es in diesem Jahr ein paar Neuerungen. Die Gespräche fanden nicht in Kleingruppen statt, sondern in großer Runde. Vor allem aber die Kombination der Gäste war neu:

Nicht zum ersten Mal stand uns Herr Dr. Thomas Regehly zu Verfügung, Vorstandsmitglied der Schopenhauer-Gesellschaft und damit befasst mit einem Philosophen, dessen Philosophie samt seiner Ethik sich zwar so recht in keine Schublade pressen lassen will, aber doch nicht im luftleeren Raum hängt, sondern zahlreiche Bezüge zum Buddhismus aufweist und trotz aller vordergründigen Misanthropie in letzter Konsequenz humanistische Züge trägt.

Zum ersten Mal eingeladen wurde ein sogenanntes „abrahamitisches Team“, das, im Auftrag des Interkulturellen Rats, sich aus je einem Vertreter der großen monotheistischen Religionen rekrutiert, die sich auf Abraham als ihren Stammvater beziehen und berufen. Eine Jüdin, ein Christ und ein Muslim, die es gewohnt sind zusammenzuarbeiten und darin mit gutem Beispiel vorangehen, betonten nicht nur die Unterschiede, sondern vor allem die Gemeinsamkeiten ihrer Religionen.

Skype-Konferenz mit Rüdiger Weida von der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters

Ganz neu aber war der durch Frau Kehl hergestellte Kontakt zur „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“, deren Vorsitzender Rüdiger Weida per Sykpe in den Konferenzraum zugeschaltet war. Obgleich er sich mit Piratenkopftuch und -flagge und der „Bibel des Fliegenden Spaghettimonsters“ ganz typisch parodistisch als Vertreter einer Religion in Szene setzte und sein Auftritt den Schülern zunächst zum Schmunzeln, Kichern und Lachen animierte, wurde schnell klar, mit welcher Ernsthaftigkeit einem potentiellen Diktat von Religiosität hier ein atheistisches Weltbild entgegengesetzt wird. Der offensichtliche Spaß am Parodieren der Mechanismen, Regeln und Symbole von Religionen konnte und sollte dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass Weidas Ansichten aus einer fundierten Auseinandersetzung mit den Religionen resultiert. Stets beantwortete er die Fragen der Schüler auf mindestens zwei Ebenen – der spielerischen Ebene der „offiziellen“ Haltung der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters einerseits und seiner sehr realitätsbewussten persönlich-eigenständigen naturwissenschaftlich-atheistischen Weltsicht andererseits.

Einzelgespräche interessierter SchülerInnen und LehrerInnen mit Rüdiger Weida

Als Fazit mag folgende Überlegung Weidas den Impetus dieses Unterrichtsprojekts auf den Punkt bringen, sagen, was man aus dem weltanschaulichen Diskurs lernen konnte:

Weida referierte, die Menschen hätten im Laufe ihrer Geschichte Tausende unterschiedliche Gottesvorstellungen entwickelt und Tausenden unterschiedlicher Gottheiten gehuldigt. Er wolle es jedem selbst überlassen, für sich zu entscheiden, woran man glauben wolle. Wenn einem aber eine Religion oder eine religiös geprägte Gesellschaft vorschreiben wolle, an welchen einen Gott man zu glauben habe, sei das nichts anderers als das, was er in der DDR, aus der er stammt, erlebt habe, als es nur eine „wählbare“ Partei (die SED) gegeben habe und man gezwungen worden sei, daran zu glauben, dass allein diese Partei die alleinseligmachende sei.

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen warb Weida für Toleranz gegenüber anderen, von der eigenen unterschiedenen Weltanschauungen, etwa im Sinne des berühmten 1740 von Friedrich dem Großen geprägten Diktums, es möge „ein jeder nach seiner Fasson selig werden“.

 

 

 

(Texte und Bilder: Blu)